Oberwallsee
-  Festung und Repräsentationsbau
-  Ritterliche Kultur des Spätmittelalters
-  Umbau im Stile der Renaissance
-  Verschiedene Besitzer
-  Oberwallsee in Bilddokumenten

Umbau im Stile der Renaissance


Oberwallsee
Ansicht von Oberwallsee, (OA I 194/6). Bildquelle: © OÖ. Landesmuseen
Kaiser Ferdinand I. zog 1559 Oberwallsee als Dotationsgut des Erbmarschallamtes ein und verlieh es 1560 an Hans Hofmann Freiherrn von Grünpichl und Strechau. Dieser war enger innen- und außenpolitischer Berater Ferdinands I., als hoher Würdenträger und frühkapitalistischer Unternehmer ein äußerst vermögender Adeliger.

Bereits 1519 hatte er als Vertreter der Steiermark an der Huldigung für Kaiser Karl IV. in Barcelona teilgenommen. 1526 wurde er Schatzmeister, in der Folgezeit Geheimer Rat, Generalschatzmeister und Oberster Hofmeister. Dem Luthertum gegenüber verhielt er sich anfangs ablehnend, trat aber 1560 zur neuen Lehre über. Bei den Verhandlungen Ferdinands mit den Protestanten in den Erblanden und im Reich wird ihm eine wichtige Vermittlerrolle zugesprochen. Sein großes Vermögen legte er gewinnbringend im Bergbau an. Ferdinand lohnte die Verdienste seines Ratgebers und übertrug ihm die Festung Strechau, die dieser großzügig ausbaute. Neben den Herrschaften Strechau, Grünbühel, Neuhaus und Frauheim war er Pfandinhaber zahlreicher königlicher Besitzungen, im Lande ob der Enns waren es Wildenstein, Steyr, Kammer, Frankenburg, Kogel, Rannariedl, Wels und Spielberg an der Donau. 1556 trat der Freiherr von allen Hofämtern zurück, 1560 erhielt er in der Nachfolge der Wallseer und Schaunberger das Erbmarschallamt mit der Burg Oberwallsee.

Oberwallsee
Feldkirchen, Ansicht von Oberwallsee, (OA II 194/1). Bildquelle: © OÖ. Landesmuseen
Taufpate seines 1540 geborenen Sohnes Ferdinand war König Ferdinand. Früh begann Ferdinand Hofmann sein Studium an der Universität Padua , als Anhänger humanistischer Gelehrsamkeit erwarb er eine umfangreiche Bibliothek. Gleichzeitig war er überzeugter Vertreter des Protestantismus. Neben hohen Staatsämtern und weitreichenden Maßnahmen zur Erweiterung des Familienvermögens hatte er von 1575 bis 1584 das Amt eines Burggrafen von Steyr inne. 1584 verkaufte Ferdinand Hofmann die Herrschaft Oberwallsee an seinen Rentmeister Jobst Schmidtauer. Da der Herrschaftsbesitz mit dem Erbmarschallamt verbunden war, entsprach der Verkauf nicht der Rechtslage.

Die Familie der Schmidtauer stammte aus dem Salzkammergut und scheint im Mühlviertel auch als Besitzer von Rottenegg und für kurze Zeit auch als Inhaber der Herrschaften St. Veit und Steinbach auf. Die Annahme liegt nahe, dass bereits die reichen, welterfahrenen und gebildeten Mitglieder der Familie Hofmann eine zeitgemäße Modernisierung der Burg Oberwallsee planten, jedenfalls erfüllte sich die Familie Schmidtauer durch großangelegte Umbaumaßnahmen den Traum von einem Renaissanceschloss.

Nach Bernhard Prokisch wurde die Vorburg mit Wirtschaftsgebäuden (Ställen, Zehentstadel), Bräuhaus, oktogonalem Gerichtsturm und einem zusätzlichen Torbau an der Ostseite im Stil der Renaissance erweitert. Der Palas wurde dem zeitgenössischen Wohnkomfort angepasst und mit einer Terrasse versehen. Vom gegenüberliegenden Hügel wurde eine Wasserleitung geführt, die den Bau einer Talbrücke notwendig machte. Ein weitläufiger Garten mit einem zweigeschossigen, oktogonalen Lusthaus entsprach dem adeligen Lebensstil. Die protestantischen Besitzer, die einen Prädikanten angestellt hatten, veränderten auch die gotische Kapelle und richteten ein „Bethaus“ ein, das, wie es von manchen Adeligen eingeführt wurde, vielleicht auch den Untertanen offenstand. Benedikt Pillwein führt eine zu seiner Zeit kaum mehr lesbare Inschrift in der Kapelle an, nach der diese zu Ehren des hl. Pankraz, des Patrons des Schlosses, 1386 erbaut , zur Zeit Luthers zerstört und 1713 wieder errichtet worden war: „Sacellum in honorem sancti Pancratii hujus castelli specialis patroni aedificatum anno reparatae salutis 1386, tempore Lutheri desertum iterum erectum est anno 1713.“

Im Zuge der Gegenreformation wurde 1625 der Verkauf von 1584 annulliert und Schloss und Erbmarschallamt an die Eggenberger verliehen. Die Enkel und Urenkel Hans Hofmanns entschieden sich für ihren protestantischen Glauben, sie verloren Güter und Vermögen und wurden zur Emigration gezwungen. Die Nachkommen von Jobst Schmidtauer wurden 1640 in den Ritterstand des Landes ob der Enns aufgenommen und nannten sich bis zu ihrem Aussterben 1896 Schmidtauer von Oberwallsee.

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Text: Monika Klepp
Bilder: Oberösterreichische Landesmuseen