Wilhelm Pailler - Seelsorger, Literat, Pionier der Volkskunde (1838 – 1895)
Pfarrprovisor in Goldwörth 1878 bis 1886


Briefmarke mit der Taverne Platzl
Wilhelm Pailler. Bildquelle: r. k. Pfarramt Goldwörth

Wilhelm Pailler wurde 1838 als Sohn eines Linzer Postbeamten geboren, besuchte das Gymnasium, das spätere Akademische Gymnasium, und trat kurz nach der Matura 1858 in das Augustiner Chorherrnstift St. Florian ein. In der stiftseigenen philosophisch theologischen Lehranstalt absolvierte er seine Ausbildung und wurde 1863 zum Priester geweiht. Im Oktober 1867 sandte ihn Propst Jokok Stülz zur weiteren Ausbildung an die Universität Innsbruck, wo er die Fächer Germanistik, Kirchengeschichte und kanonisches Recht belegte. Nach seiner Rückkehr 1868 unterrichtete Pailler an der theologischen Hauslehranstalt des Stiftes St. Florian Kirchenrecht und Kirchengeschichte und betreute die Kunstsammlungen des Stifts.

Die Interessen des vielseitig begabten Theologen waren weit gespannt. In den Jahren 1870 bis 1872 setzte er sich mit Zielen und Möglichkeiten des katholischen Laientheaters auseinander und erweiterte seine theoretischen Studien durch ein reiches dramatisches Schaffen. Für Kinder und Jugendliche schrieb er geistliche und weltliche Schauspiele, Märchen- und Festspiele, Volksschauspiele und Possen. Seine Sammlungen und Editionen erlebten mehrere Auflagen, die Stücke waren weit bekannt und wurden viel gespielt.

Als Literat und Volkskundler suchte er Kontakt mit Menschen und ihrer Lebensweise. Auf eigenen Wunsch wurde er 1878 als Pfarrprovisor nach Goldwörth versetzt, wo er bis 1886 blieb. Seine nächste Seelsorge – Tätigkeit fand er in St. Peter am Wimberg. Hier verstarb er 1895.

Die Herausgabe seines Hauptwerkes fällt in die Zeit als Pfarrprovisor in Goldwörth. 1881 und 1883 gab er die beiden Bände „Weihnachtslieder und Krippenspiele aus Oberösterreich und Tirol“ heraus, eine volkskundliche Sammlung, deren Vorbild die berühmte Volksliedersammlung der Romantik „Des Knaben Wunderhorn“ von Achim von Arnim und Clemens Brentano war, ein Ergebnis jahrelanger volkskundlicher Recherche. Seine umfangreiche volkskundliche Feldarbeit mit Gesprächen und Notizen fand einen Kristallisationspunkt im weihnachtlichen Brauchtum mit der Krippe als Mittelpunkt. Es kann angenommen werden, dass seine volkskundliche Pionierarbeit zahlreiche Anregungen durch die Goldwörther Bevölkerung erhalten hat. Die Tätigkeit Wilhelm Paillers als Pfarrprovisor in Goldwörth wurde sehr geschätzt und mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet.


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Lit.: Arnold Blöchl: Der Augustiner Chorherr Wilhelm Pailler, Leben und Wirken, in: Vierteltakt 2000 Nr. 4
Hans Commenda: Der Linzer Wilhelm Pailler, Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1963 (1964), S171 – 187
Rudolf Fochler: Wilhelm Pailler (1838 – 1895) Ein Augustiner Chorherr als Literat, Forscher und Sammler, Oberösterreichische Heimatblätter Jg. 42 (1988) S 55 – 57


Text: Monika Klepp
Bild: r. k. Pfarramt Goldwörth