Geschichte der Steublmühle


Verfasser: Konsulent Dr. Thomas Schwierz

Quellen: Mitteilungen von Franz Hamberger. OÖLA. LGA. Grundbuch BG Ottensheim, HS 183. Herrschaft Götzendorf Lehen zu Helfenberg, ES 1. BG UU: Grundbuch 45606 KG Feldsdorf, EZ 53.


Streublmuehle Gramastetten
Foto: Steublmühle (Bildquelle: Thomas Schwierz)

Die Mühle befindet sich bereits in fünfter Generation im Besitz der Familie Hamberger.
Im Jahre 1861 hatten Leopold und Anna Hamberger den Betrieb erworben.

Die Besitzerfolge: 1861 Leopold und Anna Hamberger
  1885 Leopold und Maria Hamberger
  1928 Leopold und Katharina Hamberger
  1958 Franz und Maria Hamberger
  1998 Leopold Hamberger


Die Steublmühle war eine sogenannte „Lohnmühle“ (auch „Mautmühle“ genannt). Die Bauern brachten das Getreide in Säcken zur Vermahlung und holten danach das Mehl ab. Anstatt einer Bezahlung hob man eine „Maut“ ein, die aus einem Anteil des Getreides bestand. Daraus wurde Brot gebacken und verkauft.

Da das Erbauen von Mühlen oft den Grundherren vorbehalten war oder die örtlichen Gegebenheiten nicht überall Mühlen erlaubten, gab es in vielen Orten eine oder mehrere Mautmühlen. Bauern, die keine eigene Gemachmühle (Privatmühle) besaßen, mussten auf Grund des Mühlenzwanges ihre Getreideernte in den Mautmühlen mahlen lassen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein war diese Mühlenform verbreitet.

Eine besondere Form war die Umtauschmüllerei. Dabei übergibt der Lieferant sein Getreide zum Mahlen und erhält sofort gleichartiges gemahlenes Getreide zurück. Er bezahlt ebenfalls nur für das Mahlen. Im ländlichen Bereich hatte die Umtauschmüllerei für die Handwerksmühlen bis zum Anfang des 20. Jh. eine große wirtschaftliche Bedeutung. (Quelle: Wikipedia)

Ausschnitt aus der Urmappe des Jahres 1826


Indikationsskizze zum Franziszeischen Kataster, Katastralgemeinde Feldsdorf: Der Ausschnitt aus der Urmappe des Jahres 1826 zeigt die Stäublmühle mit dem Mühlbach, der an einem Wehr aus der Rodl abgeleitet wurde. Aus festem Mauerwerk errichtete Gebäude sind rot verzeichnet, Holzbauten sind gelb eingetragen. (Quelle: OÖLA).



Franz Hamberger, Jahrgang 1931, war der letzte Müller auf der Steublmühle. Er erlernte das Handwerk auf dem elterlichen Betrieb und arbeitete auch weiterhin dort. 1956 besuchte er einen sechswöchigen Kurs in der Müllereifachschule in Wels. Dieser Lehrgang diente als Vorbereitung auf die Meisterprüfung, die Franz Hamberger am 16. Mai 1957 bei der Kammer der gewerblichen Wirtschaft ablegte.

1958 übernahm Franz Hamberger die Mühle von seinen Eltern und führte den Betrieb gemeinsam mit seiner Frau Maria bis ins Jahr 1973. Da das Geschäft immer mehr zurückging, musste die Lohnmüllerei eingestellt werden. Kleine Betriebe konnten neben großen Unternehmen wirtschaftlich nicht überleben. Franz Hamberger verlagerte seine Tätigkeit auf die Schwarzbrotbäckerei. Die Bauern brachten Getreide und er lieferte ihnen Brot ins Haus. Täglich wurde Brot gebacken, öfters auch zweimal am Tag.

Zum Lebensunterhalt betrieb die Familie Hamberger zusätzlich eine kleine Landwirtschaft.

Seit 1922 wurde über ein Wasserrad mit einer Lichtmaschine Gleichstrom erzeugt. So konnte die Mühle als eines der ersten Häuser der Umgebung mit elektrischem Licht versorgt werden.

Der Mühle angeschlossen war ein Sägewerk. Im alten Grundbuch liest man, dass die „Stäublmühle Nr. 3 in Hals mit der realen Mühlgerechtigkeit mit vier Gängen und einer Säge“ ausgestattet war.

Nach Einstellung des Betriebes wurde der Mühlbach zugeschüttet und ein kleiner Hochwasserschutzdamm aufgeführt, um das Anwesen gegen Überflutungen aus dem nahen Rodlfluss zu schützen. Vor allem Eisstöße, die in der Rodl große Mengen Wassers aufstauen, zogen die Mühle immer wieder schwer in Mitleidenschaft. Durch Wegfall der Nutzung des Rodlwassers ging auch das Wasserrecht verloren. Vom einstigen Mühlbach erkennt man nur noch den gemauerten Teil des Bettes, in dem sich einst das unterschlächtige Wasserrad befand.

Die Maschinen der Mühle sind bis auf wenige Ausnahmen noch alle im Originalzustand erhalten und wären funktionstüchtig. Auch die Transmissionsriemen und Wellenanlagen stehen noch, wie sie 1973 stillgelegt wurden. Durch den Einsturz eines Dachbalkens wurde eine der Maschinen zerstört und musste entfernt werden. Der Balken wurde erneuert, das Dach repariert und die fehlende Maschine soll wieder ergänzt werden.


Die Vermahlung

Das Getreide wurde im Aspirateur und Trieur gereinigt und in der Schälmaschine geschält. Anschließend kam es zu den Walzen zur Ausmahlung. Der Sichter siebte das Mehl heraus. Dann folgte der nächste Mahlvorgang, bis die Kleie übrig blieb.


„Bärentreiben“

Das Beheben einer Störung in der Mühle wurde „Bärentreiben“ genannt.


„Den Riemen abwerfen“

Das geringe Gefälle der Rodl erlaubte lediglich den Betreib eines unterschlächtigen Wasserrades, das im Gegensatz zu einem oberschlächtigen einen weitaus geringeren Wirkungsgrad aufweist. Wenn die Rodl Niedrigwasser führte, war es oft nicht möglich, die gesamte Mühlenanlage gleichzeitig zu betreiben. Je nachdem, welche Maschinen gerade gebraucht wurden, hängte der Müller einzelne Transmissionsriemen aus, um die Wasserkraft auf die zu betreibenden Maschinen zu konzentrieren. Wollte man eine Maschine anhalten, warf man den Riemen ab.
Das wurde wohl in allen Mühlen gleich gehandhabt. Daher stammt die Redewendung, wenn man die Arbeit einstellt: „den Riemen abwerfen“.

Verfasser: Konsulent Dr. Thomas Schwierz

Quellen:

Mitteilungen von Franz Hamberger.

OÖLA. LGA. Grundbuch BG Ottensheim, HS 183. Herrschaft Götzendorf Lehen zu Helfenberg, ES 1.

BG UU: Grundbuch 45606 KG Feldsdorf, EZ 53.


Streublmühle in Gramastetten
Bildstrecke v.l.n.r.: die Wirtschaftsgebäude (Thomas Schwierz); Mehlsäcke; Antriebsrad (Elisabeth Schiffkorn); alte Ansicht der Mühle, bis 1973 in Betrieb (gemalt von Leopold Hamberger)