Kleindenkmäler in der Region u.we

Das Gugler-Kreuz in GramastettenGugler-Kreuz
Gramastetten

Standort: unmittelbar vor dem Guglergut rechts vom Weg

Das „Gugler-Kreuzstöckl“ fand seinen heutigen Aufstellungsplatz unmittelbar vor dem Guglergut an der rechten Seite des Weges. Früher stand der Bildstock auf der gegenüberliegenden Wegseite. Im Zuge von Bautätigkeiten hatte man den Kreuzstock für einige Zeit gänzlich abgetragen.

Der Tabernakel des Breitpfeilerbildstocks ruht auf einem Schaft mit profiliertem Zwischengesims. Das Satteldach trägt ein Patriarchenkreuz. Die Bildnische beherbergt eine, einer griechischen Ikone nachempfundene Darstellung von Maria mit dem Jesuskind. Darunter findet sich ein „Gegrüßet seist du Maria“. Gemalt hat das Bild der pensionierte Gramastettner Gemeindearzt Dr. Hans Loidl. Die Zahl 1994 im Gittertürchen, das Rudolf Ginterseder (Bruckschmied) neu geschmiedet hat, weist auf das Jahr der Renovierung hin.
Der Bildstock geht auf das Jahr 1854 zurück. Über den Anlass zu seiner Errichtung ist nichts bekannt.
Der Schaft trägt eine rätselhaft erscheinende Inschrift. Der erste Teil dieser Inschrift gibt ein Gebet wieder und wird unten erläutert. Der zweite Teil erinnert an die ehemaligen Bewohner des Guglergutes, die den Bildstock errichten ließen. 1854 stand der Hof im Besitz von Franz OberHamPerger und Zäzilia OberHamPergeR. Die Initialen der Bauersleute lassen sich in verschlüsselter Form in der vorletzten Zeile der Sockelinschrift wiederfinden: FHPZHPR. Die Zeile darüber, BLBTMLBR, ist den Eltern der damaligen Bäuerin gewidmet, die im Alter auf das Guglergut gezogen waren: Bartholomäus LieBensTeiner und Magdalena LieBensteineR.

Die Inschriften
Am Gugler-Kreuzstöckl findet sich in der Schlusszeile die Jahreszahl 1854 in drei Kreuzzeichen eingefügt. Die Inschrift am Lindhammer-Kreuzstöckl beginnt mit einem Kreuzzeichen und wird mit drei Kreuzzeichen geschlossen.

Versucht man jede Bildstockinschrift für sich zu deuten, kann man der Flut von Buchstaben und eigentümlichen Zeichen schwerlich einen Sinn abgewinnen. Bei näherer Betrachtung fällt jedoch auf, dass die beiden Inschriften ähnliche Buchstabenfolgen enthalten. Setzt man die Zeichenfolge beider Inschriften untereinander, ist zu erkennen, dass sich die Zeichen der Inschriften gegenseitig ergänzen und die Zeichenfolge beider Inschriften von identischer Bedeutung sein muss. Die Deutung der Inschriften ist in der Abbildung wiedergegeben. Ein Zusammenziehen von Buchstaben zu „Sonderzeichen“ ist bereits aus Inschriften des Mittelalters bekannt.
Der erste Teil der Inschriften besteht aus einem Gebet, das durch ein „Amen“ geschlossen wird, und ist an beiden Bildstöcken vom Inhalt her gleich.
Der zweite Teil gibt jeweils die Initialen der damaligen Hofbewohner wieder.

Autor: Konsulent Dr. Thomas Schwierz

Weiterführende Literatur und Quellen:
Schwierz T: Sakrale Kleindenkmäler und Gedenkstätten in Gramastetten. Gramastetten 2003. S. 80-84.
Zwei Bildstöcke mit rätselhaften Inschriften. EuroJournal Mühlviertel-Böhmerwald 8.Jg., Heft 1; 2002. S.4-7 und 9.Jg., Heft 2; 2003. S.17.
Zwei Bildstöcke mit rätselhaften Inschriften. Das Lindhammer-Kreuzstöckl und das Gugler-Kreuzstöckl in Wieshof / Gramastetten. OÖ. Heimatblätter 56.Jg., Bd.3/4; 2002.
Zur Deutung von Bildstockinschriften. OÖ. Heimatblätter 59.Jg., Bd.1/2; 2005. S.89-92. S.272-281.
Zur Deutung von Bildstockinschriften – zwei Bildstöcke mit rätselhaften Inschriften. In: Haas H. und Kerkhoff-Hader B. Langheimer Schriften 2; Kleindenkmalforschung / Tagungsband zur 16. Internationalen Tagung für Kleindenkmalforschung. Bamberg 2007. S. 91-94.

Foto: Fotos oben: Das Gugler-Kreuz (Bildquelle: Herbert Rechberger)
Fotos unten: Die Inschriften vom Gugler-Kreuzstöckl (links) und dem Lindhammer-Kreuzstöckl (rechts) (Bildquelle: Thomas Schwierz)

www.gramastetten.at